Industrie 4.0:

Integrated Assembly Solutions: Hotspot der Investoren

Das Schlagwort „Industrie 4.0“ hat sich in den letzten Jahren zu einer omnipräsenten Bezeichnung für die vierte industrielle Revolution entwickelt. Diese Revolution hat umfangreiche Auswirkungen auf die Investitionsgüterindustrie und rückte das Segment Integrated Assembly Solutions stärker in den Investorenfokus. IAS bezeichnet hocheffiziente Fertigungssysteme, die eine vollständige Automatisierung wesentlicher operativer Fertigungs- und Prüfschritte ermöglichen. Einer der ersten und nach wie vor größten Abnehmer für IAS ist die Automobilindustrie. Aber auch Branchen wie Maschinenbau, Medizintechnik oder erneuerbare Energien bieten vielfältige Anwendungsmöglichkeiten.

Das IAS-Segment ist Teil des Automatisierungsmarktes und erzielte seit Anfang der 2000er Jahre eine jährliche Wachstumsrate von ca. 6,5 %. Wesentliche Wachstumstreiber waren die Standardisierung und Automatisierung von einfachen Produktionsprozessen. Die Automatisierung von zunehmend komplexeren Prozessen wurde ab 2010 durch neue Technologien, wie bspw. IIoT und flexible Roboter, ermöglicht. Seit-  dem hat sich auch das Kundenspektrum für IAS schrittweise erweitert und das Marktvolumen erhöht. Nun steht die nächste Phase der intelligenten Automatisierung bevor. Wichtigste Wachstumstreiber sind hierbei der Einsatz von Big Data Analytics und die Anwendung von KI, um den Produktionsprozess weiter zu optimieren. Hierfür werden jährliche Wachstumsraten von 10 - 15 % prognostiziert.

Industrie 4.0 und die Ausweitung der Anwendungsvielfalt gingen mit einem zunehmenden Interesse globaler Investoren am IAS-Segment einher. Seit ca. 2014 sind die M&A-Aktivitäten sprunghaft angestiegen; ab 2016 erhöhte sich der Anteil interkontinentaler Transaktionen spürbar. Insbesondere Finanzinvestoren traten vermehrt als Käufer auf, was auch durch die fragmentierte Marktstruktur, die sich zur Realisierung von Buy- and-Build-Strategien anbietet, befördert wurde. Ein sehr erfolgreiches Beispiel dafür ist die amerikanische Firma JR Automation, die kürzlich an den japanischen Hitachi-Konzern veräußert wurde. Zudem drängen chinesische Investoren auf den Markt und setzen dabei die Ziele der chinesischen Initiative „Made in China 2025“ um. Chinesische Investoren kontrollierten zwischenzeitlich ein Drittel der Top-15 umsatzgrößten IAS-Markteilnehmer, nachdem sie vor wenigen Jahren in dieser Führungsgruppe noch gar nicht vertreten waren.   

Es ist wenig überraschend, dass die aktivsten Investoren im IAS-Segment entweder Zugang zu Kapitalmärkten und/oder zu Private Equity haben. Zukünftig erwarten wir eine weitere Zunahme der M&A-Aktivitäten im IAS-Segment: Private Equity- Gesellschaften werden den Markt weiter konsolidieren und den Aufbau großer globaler Einheiten mit vielfältigen Abnehmerindustrien und breitem Technologieportfolio forcieren. Darüber hinaus ist damit zu rechnen, dass chinesischen Investoren ein anhaltendes Interesse an primär europäischen Unternehmen zeigen werden. 

Dieser Wandel wird letztendlich die Marktdynamik innerhalb des fragmentierten und bisher von KMU dominierten IAS-Segments verändern. Speziell internationale Großkunden schätzen die globale Präsenz und das Technologieportfolio der führenden IAS-Spieler. Darunter leiden kleinere Wettbewerber, die nicht die finanziellen Mittel und Managementkapazitäten für den Aufbau globaler Strukturen haben. Die meist privat geführten Unternehmen müssen daher neue Strategien entwickeln, um strukturelle Nachteile auszugleichen. Eine Möglichkeit könnte darin bestehen, strategische Optionen zu prüfen, um von dem derzeit verkäufer- freundlichen und aktiven M&A-Markt im IAS- Segment zu profitieren.