Seit Juli 2021 ist Markus Kullmann neuer Niederlassungsleiter der Frankfurter Niederlassung von Angermann. Neben seiner Leitungsfunktion soll er hauptsächlich den Bereich Investment auf- und ausbauen. Gemeinsam mit Ron Klotsch, der seit Anfang 2017 bei Angermann tätig ist und seit Februar 2021 als Direktor den Vermietungsbereich verantwortet, wollen beide die Niederlassung als einer der ersten Ansprechpartner für Investoren und Büronutzer am Immobilienmarkt etablieren. IN.PUNCTO hat mit beiden über den Frankfurter Immobilienmarkt im Allgemeinen und ihre weiteren Ziele mit Angermann in Frankfurt im Speziellen gesprochen.

Markus Kullmann

Lieber Herr Kullmann, auch auf diesem Wege nochmals ein herzliches Willkommen bei Angermann. Nach mehr als einem Jahrzehnt bei einem internationalen Immobilienberater haben Sie sich entschieden, sich unserem Familienunternehmen anzuschließen. Was waren ihre Gründe für diesen Schritt?


Nach meiner letzten Station war ich auf der Suche nach einer wesentlich operativeren Rolle, in der ich sowohl mein Netzwerk, das ich die vergangenen 13 Jahre aufgebaut habe, als auch meine Management Erfahrungen voll in die Waagschale werfen kann. Meine beruflichen Leidenschaften liegen im Vertrieb/der Beratung, in Immobilien und als gebürtiger Frankfurter natürlich im Rhein-Main Gebiet. Für all diese Leidenschaften hat mir Angermann eine Plattform angeboten, diese voll auszuleben und meinem Netzwerk für ihren Erfolg zur Verfügung zu stellen.

Was waren für Sie die ausschlaggebenden Argumente pro Angermann und was zeichnet das Unternehmen als Arbeitgeber aus Ihrer Sicht aus?


Angermann ist grundsätzlich auf der Suche nach Unternehmern im Unternehmen. Das ist genau meine DNA. Die damit verbundene Gestaltungsfreiheit und Flexibilität im beruflichen Alltag ist es, die mich antreibt und die ich sehr schätze. Darüber hinaus war und bin ich sehr beeindruckt, dass Angermann auch technologisch, wie z.B. mit der Plattform bürosuche.de, auf Augenhöhe mit allen anderen Marktteilnehmern steht.

Welche kurz- und mittelfristigen Ziele verfolgen Sie mit ihrem Team am Standort Frankfurt?

Mittelfristig wollen wir uns am Immobilien-Markt Rhein-Main zu einer wesentlichen Anlaufstelle für Investoren und Entwickler etablieren.
Kurzfristig liegt unser Business-Fokus, mit dem vorhandenen Leasing- und Markt-Know-how stark auf der Unterstützung der Buyer Side und auf Transaktionen im Volumen von 10–50 Mio. €. Mit Blick auf die Angermann Investment Advisory AG sind wir am Standort Frankfurt aktuell zwei Personen. Trotz intensiver Unterstützung durch unser lokales Leasing Team, unserer Valuation Kollegen und den AIA Teams aus den anderen Standorten ist die klare Marschroute, personell zu wachsen. Dies wird einerseits durch die Förderung junger Talente geschehen. Andererseits sind wir natürlich interessiert daran, auch erfahrene Berater, die die voran aufgeführten Vorteile des Arbeitsumfelds bei Angermann für Ihren Erfolg nutzen möchten, in unser Team zu integrieren.
 

Was kennzeichnet den Frankfurter Immobilienmarkt aus und was sind seine Besonderheiten?

Grundsätzlich ist und bleibt Frankfurt das größte Dorf Deutschlands, im Herzen von Europa. Die zentrale Lage mit der fantastischen Infrastruktur sucht ihresgleichen. Die gebotene Kompaktheit und der Fokus des CBD auf wenige Straßenzüge bietet dabei vor allem internationalen und institutionellen Investoren die Möglichkeit, den Markt schnell zu erfassen und durch Investments in Hochhäuser große Tickets zu platzieren. Hinzu kommt aber auch ein sehr kaufkräftiges, regionales Investoren-Klientel, dass in Frankfurt sehr viel Potential sieht.

Wie beurteilen sie die aktuelle Lage und welche künftigen Entwicklungen sind schon heute absehbar?

Der Frankfurter Immobilienmarkt ist aus voran genannten Gründen weiterhin sehr attraktiv, steht aber vor großen Herausforderungen. Der Büro-Vermietungsmarkt war und ist ein Verschiebebahnhof. Der neue Mieter sitzt in Frankfurt meist in der Nachbarschaft. Durch den bevorstehenden, massiven Personalabbau im Finanzsektor muss sich „Bankfurt“ aber umgehend darüber Gedanken machen, wer die Mieter von Morgen sind und wie wir diese von Frankfurt überzeugen können. 

Doch auch für die Asset-Klassen Retail, Wohnen und Logistik werden es herausfordernde Zeiten. 

  • Wie wird sich der Einzelhandel auf der Ost-Zeil entwickeln? 
  • Kann der Mangel an Wohnraum unter Berücksichtig des neuen Baulandbeschlusses, gepaart mit der Erhaltungssatzung (Milieuschutz), überhaupt behoben werden? 
  • Wo sollen Logistik-Flächen realisiert werden, wenn Data-Center-Betreiber die ausgewiesenen Flächen mit unfassbaren Preisen in unglaublicher Geschwindigkeit absorbieren?


Diesen Fragen werden wir in den kommenden Monaten auf IN.Punkto-online in der neuen Gesprächsreihe „Who’s Next“ mit unterschiedlichen Markteilnehmern intensiv auf den Grund gehen.
 

Ron Klotsch

Herr Klotsch, welche Entwicklungsschritte soll der Bereich Bürovermietung bei Angermann in Frankfurt kurz und mittelfristig nehmen?

Kurzfristig steht für uns die weitere Etablierung am Frankfurter Büromarkt im Vordergrund. Der Fokus ist dabei klar auf die die Anforderungen der Nutzer gerichtet, die wir mit einer noch schnelleren Umsetzung ihrer Gesuche sowie kurzen Lösungswegen durch digitalisierte Beratungsleistungen noch mehr von uns überzeugen wollen. 
Mittelfristig ist es so, dass wir unseren Ruf als exzellenten Ausbildungsbetrieb weiter schärfen wollen. Ziel ist es, unsere jungen Talente nachhaltig zu fördern, ihnen unsere Unternehmenskultur zu vermitteln und sie zu Gesichtern unseres Unternehmens werden zu lassen.

Planen Sie ihr Bürovermietungsteam in den kommenden Monaten zu verstärken und welche Voraussetzungen müssen Bewerber erfüllen?

Wir wollen und werden definitiv weiter wachsen. Bewerber sollten in jedem Fall das Vertriebs-Gen in sich tragen, über ein hohes Maß an Eigenmotivation verfügen, gern kommunizieren und teamfähig sein. Wir als Unternehmen sehen uns hingegen in der Pflicht, die bestmöglichen Voraussetzungen zu bieten, damit unsere Mitarbeiter ihre Kreativität und Engagement ausleben können.

Wie beurteilen Sie die aktuelle Situation am Frankfurter Büromarkt?

Bedingt durch die Auswirkungen der Corona-Krise agierten die Büromieter vergangenes Jahr weitestgehend verhalten und stellten die Umsetzung ihrer Anmietungspläne vorerst zurück. Im bisherigen Jahresverlauf 2021 ist hingegen wieder eine deutliche Belebung zu erkennen. Wie in anderen deutschen Büromärkten findet auch in Frankfurt ein Umdenken hinsichtlich der Flächenbelegung statt. Hieraus ergeben sich spezifisch für Frankfurt zukünftig mehrere spannende Fragestellungen. 

Die da wären?

Exemplarisch seien hier drei Themenfelder genannt:

Alte Bürotürme vs. New Work
Die Betreiber der alten, eher konservativen Bürotürme stehen in der Pflicht, sich neuen Konzepten zu öffnen, um auf dem Vermietungsmarkt konkurrenzfähig zu bleiben. Neben kreativen Lösungen von Architekten, Eigentümern und Entwicklern, bedarf es aber auch den Mut zum Umdenken bei den Unternehmen der klassischen Branchen. Hier stellt sich generell die Frage, ob diese künftig verstärkt nach Alternativen zu den Bürotürmen suchen werden.

Neue Büromieter für die freiwerdenden Bankenflächen
Auch die weiter voranschreitenden Konsolidierungen der Banken stellt Eigentümer, Vermieter und Berater vor spannende Herausforderungen. Der Leerstand in den freiwerdenden Bestandsliegenschaften im CBD, der absehbar förmlich auf den Markt gespült wird, muss mit neuem Leben gefüllt werden. Wer kommt als Mieter dieser Flächen in Frage? Wie muss das Büro künftig funktionieren, um attraktiv zu sein? Auf der Suche nach Antworten auf diese Fragen begeben sich mein Kollege Markus Kullmann („Whos‘ Next“) und unsere Hamburger Vermietungsexperten (#NeWorx). Alle Marktteilnehmer, Projektentwickler und Eigentümer der Bestandsobjekte sind gefragt, die Mainmetropole perspektivisch attraktiv für Neuansiedlungen zu machen. 

Mietpreisentwicklung in den Hochhäusern
Nach der Finanzkrise im Jahr 2009 hatten besonders die von den Banken leergezogenen Hochhäusern mit einem starken Wertverlust und Mietpreisverfall zu kämpfen. Das führte dazu, dass sich u.a. Mieter der Frankfurter B-Lagen auf einmal ein Hochhaus in CBD-Lage leisten konnten. Wenn auch nicht in dem Ausmaß, ist damit zu rechnen, dass sich der Effekt in einigen Bestandshochhäusern im CBD wiederholen kann.


Wenn ältere Bürotürme und B-Lagen-Objekte verlassen werden, welche Büroflächen sind dann besonders begehrt?


Nach wie vor sind es vor allem die Projektentwicklungen, in denen die Großabschlüsse getätigt werden. So zeigen sich die innerstädtischen Prestigeprojekte wie das Frankfurt Four unbeeindruckt von der Krise. Die Vorvermietungsquoten liegen weit höher als 50% und das bereits 3-4 Jahre vor Fertigstellung. 
Auch in Frankfurter A/B-Lagen sind projektierte Flächen begehrt. Kürzlich getätigte Großanmietungen in Eschborn und dem Bahnhofsviertel zeigen, dass auch qualitativ hochwertige Projekte in Zweitlagen weiterhin gutes Vermietungspotenzial haben. 
Deutlich schwieriger ist der Markt für günstige Großflächen geworden. Es gibt einen signifikanten Ruck, eher über die Qualität von Büroflächen als über die Flächenquantität nachzudenken. Nicht zuletzt, um im vielbesagten globalen „War for Talents“ mitzuhalten, ist die Attraktivität des Büros ein wichtiges Kriterium. Homeoffice und moderne Flächenkonzepte lassen es zudem zu, dass die eingesparten Flächenkosten in Qualität reinvestiert werden können. 
 

Viele Bürostandorte wie Hamburg oder Berlin beklagen ein zu geringes Flächenangebot, insbesondere in den zentralen Innenstadtlagen. Wie beurteilen Sie die Leerstandssituation in Frankfurt?

Frankfurt hat weiterhin ein gesundes Flächenangebot. Nichtsdestotrotz muss man hier differenzieren: Im CBD sind die Leerstandsquoten aktuell deutlich niedriger als in den umliegenden Teilmärkten. In infrastrukturell schwächeren Lagen, wir sprechen da immer noch von innerstädtischen Lagen, klaffen Angebot und Nachfrage weiter auseinander, während Frankfurt in den zentralen Lagen mittlerweile vergleichbare Leerstandsquoten wie Hamburg oder Berlin aufweist. Spannende Entwicklung stehen uns mit dem Leerzug ursprünglicher Bankenflächen (z.B. Gallileo, Fürstenhof, Trianon) bevor. Hier wird vermietbare Fläche in 6-stelliger m² Größe förmlich auf den Markt gespült. Wie bereits erläutert, wird es für Frankfurt wichtig, Nutzungskonzepte für diese Hochhäuser zu entwickeln, um einem Mietpreisverfall vorzubeugen. 

Wie steht es um die Bauaktivität?

Die Projektentwickler blicken weiterhin optimistisch in die Zukunft, das Bauvolumen ist hoch und die Pipeline gut gefüllt, sodass wir mit weiteren Mieterumzügen von alten nach neuen Flächen rechnen können. Bei Vorvermietungsquoten von teilweise über 70% bei Projekten mit 3-5 Jahren Vorlaufzeit und mit Blick auf die spekulativen Bauten in B-Lagen wie in Gateway Gardens oder Offenbach-Kaiserlei wird deutlich: Der Markt Frankfurt hat Bedarf an neuen, modernen Büroflächen.
 

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