Aufgrund der zunehmenden Komplexität in der Immobilienwirtschaft nimmt der Bedarf an fundierten Beratungsleistungen stetig zu. Um diese Aufgabe erfolgreich bewältigen zu können, müssen die Marktentwicklungen durchgängig strukturiert erfasst und die daraus resultierenden Zahlen, Daten, Fakten professionell aufbereitet werden. Als Head of Investment Research des Berliner Angermann Standortes verantwortet Efthimis Papadopoulos federführend den Bereich der Markt-, Standort- und Objektanalyse. Im Gespräch mit IN.PUNCTO gibt er Einblicke in sein Tagesgeschäft.
Welche Aufgaben hat ein Researcher im Investmentbereich bei Angermann?
Mein Aufgabenbereich begleitet die gesamte Wertschöpfungskette im Rahmen der operativen Immobilienvermarktung. Ich verstehe mich dabei als Bindeglied zwischen dem Marktgeschehen, unseren Kunden und den eigenen Kollegen und schaffe in dieser Funktion den allseits gewünschten Marktüberblick. Besonders herausfordernd und spannend finde ich persönlich die Erkenntnisse, die sich aus dem Zusammenspiel historischer Daten, der aktuellen Marktlage und der Beobachtung neuer Trends ergeben.
Hilft die Marktrelevanz von Angermann bei der Datenerhebung?
Durch die interdisziplinäre Arbeit unseres Berliner Investmentteams ergeben sich bereichsübergreifende Synergien, und zwar nicht nur innerhalb der Angermann-Holding. Diese fördern den wichtigen Informationsfluss und unterstützen maßgeblich den Datenerhebungsprozess. Durch unseren attraktiven Track-Record und die vielen unterschiedlichen Auftraggeber können wir zudem auf ein breites Netzwerk zurückgreifen. Das Marktgeschehen auf dem Investmentmarkt ist sehr intransparent, was die Ermittlung von neuen Datensätzen erschwert. Wir legen bei unserem Research daher einen besonderen Fokus auf die Kanalisierung von Wissensflüssen und pflegen gezielt unsere Multiplikatoren.
Wie bekommt man die Datenparameter (z.B. Menge, Vielfalt, Geschwindigkeit und Korrektheit) in den Griff?
Die Flut an Daten ist tatsächlich nicht zu unterschätzen. Ein effizienter Umgang mit der Datenmasse ist der Schlüssel zum Erfolg. Bevor mit einer gewichteten Kanalisierung der Daten begonnen wird, gilt es deshalb die Zielsetzung bei der Auswertung und den Interpretationstypus eindeutig zu definieren. Die tägliche Datenrecherche sowie die Plausibilisierung und Pflege der Datenbanken sind wichtige To-Dos. Der Zugriff auf ein vielfältiges Netzwerk bietet hierbei entscheidende Vorteile. Durch unser erfahrenes und dynamisches Berliner Investmentteam bringen wir die Daten gemeinsam in individuellen Deliberationen auf die Spur.
Inwieweit hilft der Austausch mit Researchern von anderen Unternehmen?
Der turnusmäßige Austausch mit anderen Experten ist unabdingbar. Die Quartalsmeetings sowie branchenbezogene Veranstaltungen öffnen den Raum für neue Impulse und schärfen den Blick über den eigenen Tellerrand hinaus. Gerade weil sich durch die derzeit angespannte Lage, die ohnehin vorhandene Intransparenz des Investmentmarktes verstärkt hat, helfen differenzierte Sichtweisen bei der Einordnung der Daten.
Wie wichtig ist eine gute Kenntnis von Teilmärkten innerhalb einer Stadt?
Eine ausgeprägte Standortaffinität zählt sicher zu den wichtigsten Eigenschaften, die ein Researcher mitbringen sollte. Generell zeichnen sich fundierte Standortanalysen durch den Einklang von makroökonomisch-, wirtschaftlich- und immobilienrelevanten Kennzahlen aus. Das übergeordnete Ziel ist, Investoren bei der Entscheidungsfindung und Kalkulation für ein Investment in einem ausgewählten Teilmarkt zu unterstützen.
Inwieweit erschweren die besonderen Charaktereigenschaften einer Immobilie (z. B. Standortgebundenheit) die Vergleichbarkeit?
Jede Immobilie ist individuell zu betrachten und es müssen eine Vielzahl von grundlegenden Merkmalen, wie Lage (Makrolage & Mikrolage), Baujahr, Bauweise, Erhaltungszustand, energetische Beschaffenheit, Grundriss, Drittverwendungsfähigkeit, Nutzungsarten, Vermietungsstruktur und Potenziale berücksichtigt werden. Genau dieser Umstand macht die Arbeit als Researcher in der Immobilienbranche aber auch so abwechslungsreich und spannend. Die transparente und inhaltlich gewichtete Antwort auf die Fragestellung, „Wie gliedert sich eine bestimmte Immobilie in den aktuellen Markt ein?“, gehört ohne Zweifel zu den Königsdisziplinen im Investment-Research. Es gilt eine Agglomeration an den zugrundeliegenden Immobilienmerkmalen als Ganzes zu clustern, Potenziale zu erkennen und Gleichartigkeiten zwischen den unterschiedlichen Immobilien herzuleiten. Ein gutes Beispiel sind die allseits beliebten Comparables. Die Gegenüberstellung von vergleichbaren, abgeschlossenen Transaktionen (anhand von ausgewählten KPIs in Tabellenform), bringt das jeweilige Objekt mit dem aktuellen Marktgefüge in Einklang.