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Die wirtschaftliche Welt steht im ständigen Wandel. Geschäftsmodelle, die über viele Jahre profitabel und marktgerecht waren, müssen regelmäßig auf Zukunftsfähigkeit und Wettbewerbsfähigkeit geprüft werden.

So werden sich in den nächsten Jahren Geschäftsmodelle wie zum Beispiel: 
-Großhändler für Konsumgüter
-Zulieferunternehmen von Komponenten für den fossilen Antriebsstrang
oder Mineralölhändler
weiter transformieren müssen, um nichtaus dem Markt ausscheiden.
 

Thorsten Holland
Geschäftsführender Partner Unternehmensberatung bei der Angermann Consult GmbH

Gemäß einer aktuellen KfW Studie müssen rund 266.000 mittelständische Unternehmen bis 2025 ihren Betrieb aufgrund nicht vorhandener Nachfolge schließen. Aktuell sind 28 Prozent der Unternehmer bereits über 60 Jahre und älter. In vielen Fällen besteht innerhalb der Familie kein Interesse an einer Übernahme der Geschäftsführung. Die aktuelle wirtschaftliche Lage, geprägt durch Preissteigerungen, Inflation und nachlassenden Konsum, sorgt für ein Umfeld, das ein Generationenmanagement nicht immer attraktiv erscheinen lässt. Der demografische Wandel macht sich also mehr und mehr im deutschen Mittelstand bemerkbar.  

Finn Hanke
Senior Consultant bei der Angermann Consult GmbH

Beim Schuhgroßhandel Heinrich Eisenhardt aus Northeim wurde die Frage der Zukunftsfähigkeit und Wettbewerbsfähigkeit, aber auch der Unternehmensnachfolge in den letzten Jahren zunehmend zum Thema. Seit über 75 Jahren beliefert das Unternehmen Schuheinzelhändler in Deutschland mit Markenschuhen. Bei einem zweistelligen Millionenumsatz, mit ausgeglichenem Ergebnis ist Eisenhardt Schuhe stets ein verlässlicher Partner für Schuhfachhändler und Arbeitgeber in der Region gewesen. Dennoch wurde in den letzten Jahren eine Veränderung des Marktumfeldes und Umsatzrückgänge beobachtet. Das veränderte Kaufverhalten der Konsumenten, weg vom Fachhandel, hin zum Online-Shopping, Markenstores und Filialisten sowie die Corona Pandemie haben diesen Effekt noch verstärkt. So mussten auch vermehrt stationäre Schuheinzelhändler in den letzten Jahren schließen. Darüber hinaus scheidet der Geschäftsführende Gesellschafter zum Jahresende 2022 nach über 40 Jahren im Unternehmen altersbedingt aus. Die Nachfolge stellte eine weitere Herausforderung für das Unternehmend dar. 

Angermann Consult startete im April 2022 die Beratung von Eisenhardt Schuhe. Zu dem Zeitpunkt war das Unternehmen mit einem selbstinitiierten M&A Prozess weit fortgeschritten. Die Resonanz dieses M&A Prozesses war ein nicht wirtschaftlich befriedigendes Angebot. Nach anfänglicher Einarbeitung und Durchdringung der Situation wurde nach Absprache mit den Finanzierungspartnern ein Gesellschafterbeschluss zur Einleitung eines Liquidationsprozesses herbeigeführt. Heinrich Eisenhardt Schuhe wird zum 31.12.2022 den Geschäftsbetrieb einstellen. In Zusammenarbeit mit den Angermann-Consultants wurde eine Liquidationsplanung mit Ergebnis- und Finanzplanung und Maßnahmen erstellt, die die komplette Abwicklung des Geschäftsbetriebs inklusive Verkauf der Immobilie vorsieht. Dabei soll das Jahr 2022 operativ mit Auslieferung der Herbst/ Winter Ware beendet werden. 

Herausforderungen dabei sind die Verkündung intern sowie extern gegenüber den Lieferanten und Kunden, der komplette Abbau der Alt-Lagerbestände bis Ende 2022, die fristgerechte Kündigung der Mitarbeiter aber Weiterbeschäftigung bis Jahresende, die Beendigung sämtlicher Verträge, Rückführung der Verbindlichkeiten aller Geschäftspartner und der Fremdfinanzierer sowie die Ernennung eines Liquidators und die Fortführung der Buchhaltung bis Anfang 2024. 

Der Prozess wird durch Angermann Consult bis zur finalen Abwicklung unterstützt. Monatliche Reportings zeigen hierbei Abweichungen vom gemeinsam festgelegten Plan und schaffen Transparenz. Darüber hinaus werden bei stärkeren Differenzen Maßnahmen zur Gegensteuerung ergriffen. Für Eisenhardt Schuhe gilt es bis Ende des Jahres das operative Geschäft abzuwickeln, notwendige Mitarbeiter bis zum letzten Tag zu halten, die kompletten Alt-Lagerbestände zu verkaufen und sämtliche Debitoren einzutreiben. Davon können alle Verbindlichkeiten auch der Banken bedient werden. Im Jahr 2023 wird die Liquidationsbilanz eröffnet und zum Jahresende geschlossen und die Unterlagen durch den Liquidator archiviert. Abschließend sieht die Planung sogar einen Restbetrag vor, der an die Gesellschafter quotal ausgeschüttet wird.

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