iStock.com/guvendemir

Ein im Januar 2020 von Oaklins Germany veröffentlichter Tech Insight zum Thema Big-Data-Fähigkeiten im deutschen Mittelstand greift unter anderem die Fragestellung auf, wie sich fehlendes Know-how am besten aneignen lässt.

Immerhin vier von fünf Führungskräften halten laut einer von der Commerzbank veröffentlichten Studie den Einsatz von Big Data sowohl branchen- als auch unternehmensgrößenabhängig für zentral wichtig. Die Erwartungen gehen dahin, dass Big Data nachhaltige Veränderungen nach sich zieht. Rund zwölf Prozent greifen in ihrem täglichen Geschäft bereits auf Big Data Technologien zurück.

Warum sollten Unternehmen Big Data nutzen?

Die Vorteile liegen auf der Hand: In der Produktion lassen sich mittels historischer Maschinendaten die wahrscheinlichen Ausfallzeiten und Defekte vorhersagen, sodass über eine vorausschauende Wartung, die sogenannte Predictive Maintenance, ein Stillstand der Produktion vermieden werden kann. In diesem Zuge werden auch das Ersatzteilmanagement sowie die Einsatzplanung des Personals optimiert – ein Gewinn auf vielen Ebenen. Im Bereich Sales & Marketing lernen die Hersteller die Wünsche ihrer Kunden besser kennen, so dass das Angebot an den Bedarf angepasst werden kann.

 

Welche Bedeutung hat die generelle Zunahme digitaler Daten für die Unternehmen? (Quelle: Oaklins)

Welche Herausforderungen gibt es?

Natürlich sind mit der Einführung von neuartigen und unbekannten Technologien regelmäßig auch Herausforderungen verbunden. Die wohl größte Herausforderung im Umgang mit großen Datenmengen ist der Schutz dieser Daten vor unbefugtem Zugriff und missbräuchlicher Verwendung. Dies betrifft nicht nur die Privatperson, sondern auch Unternehmen, Behörden und Institutionen. In der Presse ist regelmäßig von koordinierten Angriffen auf IT-Systeme zum Ausspähen großer Datenmengen zu lesen, auch die organisierte Kriminalität hat also den Wert von Big Data erkannt.

Die Aktualität der Daten ist ebenfalls relevant. Veraltete Daten, die nicht mehr die Realität oder vorherrschende Zustände beschreiben, sind wenig sinnvoll nutzbar. Nicht zuletzt spielt auch die ethische Sicht auf das Thema eine wesentliche Rolle. Mit einem steigenden Automatisierungsgrad muss der ersetzte Mensch neue Aufgaben finden. Darüber hinaus ist einer Maschine nicht automatisch ein Gewissen eingepflanzt, sodass bei der Entwicklung von Künstlicher Intelligenz ein besonderes Augenmerk auf unerwartete und schwierige Entscheidungen gelegt werden muss. Ob der Mensch in diesen Momenten künftig zuverlässig ersetzt werden kann, wird sich zeigen müssen.

Vielen Unternehmen fehlt das Kno-how zur strukturierten Analyse von vorhandenen Daten

Bereits 87 % der deutschen mittelständischen Unternehmen berichten von ansteigenden Datenmengen und dem Interesse, diese besser zu nutzen. Hier stellt sich jedoch die Frage, wie man große Datenmengen und die darin enthaltenen Informationen sinnvoll auswerten und nutzen kann. Das notwendige Knowhow muss aufgebaut und in die bestehenden Unternehmensprozesse implementiert werden. Diese Kompetenz kann entweder inhouse aufgebaut werden oder muss extern beschafft werden. Diese Nachfrage bietet Potential für entsprechend aufgestellte Beratungsunternehmen. Global agierende Konglomerate wie Siemens oder Bosch bieten ihren Kunden umfassende Beratungsleistungen und maßgeschneiderte Produkte an, auch im Big Data-Bereich. Um die immer neuen Möglichkeiten, die aus dem technologischen Fortschritt resultieren, auch nutzen zu können, setzen Siemens und Co. nicht mehr nur auf die eigene F&E-Abteilung, sondern akquirieren ganz gezielt kleinere Unternehmen und Teams mit spezifischem Technologie-Know-how.

Zukäufe und Kooperationen eröffnen Möglichkeiten zur gezielten Integration von Wissen

Derzeit gibt es in der globalen IT-Landschaft den Trend, dass etablierte Marktteilnehmer durch Unternehmenskäufe gezielt fehlendes Wissen akquirieren, um ihr Produkt- und Leistungsportfolio zu erweitern bzw. sinnvoll zu ergänzen. Effekte dieses Handelns sind, dass sich die Unternehmen breiter aufstellen und künftige Angebotsanfragen in einem kompletiven Wettbewerbsumfeld besser bedienen können.

Sowohl die Angebots- als auch die Nachfrageseite müssen sich also die Frage stellen, wie mit neuen Technologien umgegangen werden soll. Es ist unbestritten, dass es im Mittelstand möglich ist, mittels automatisierter intelligenter Analysen von Daten die tägliche Arbeit zu erleichtern. Hierfür benötigt man das passende Knowhow. IT-Dienstleister wiederum müssen ihr Angebot erweitern, um weiterhin eine relevante Rolle im Markt zu spielen. Für alle beteiligten Unternehmen bietet das „Buy“, also Fusionen und Übernahmen, das größte Potenzial, sich schneller anzupassen und so mit dem sich verändernden Markt mitwachsen zu können. Das „Build“ ist meist den größeren und größten Konzernen vorbehalten oder ist nur in speziellen Nischen möglich. Das notwendige Investment in Form von Zeit und Geld ist für die meisten Mittelständler nicht zu stemmen bzw. trägt ein zu hohes Risiko der Fehlentwicklung.

Zur Übersicht