Rund 480 Teilnehmer trafen sich im Oktober 2024 zur Jahreskonferenz der Fachhochschule Kufstein Tirol, bei der sich die Angermann Gruppe mit der Angermann Consult & Valuation GmbH, der NetBid Industrie-Auktionen AG und der Nord Leasing GmbH einmal mehr als Premiumpartner engagierte. IN.PUNCTO sprach mit Prof. Dr. Markus W. Exler, Leiter des Instituts für Grenzüberschreitende Restrukturierung, über das auch in diesem Jahr ausgebuchte Symposium.
 

Wie fällt ihr Resümee vom 13. Internationalen Symposium Restrukturierung aus? 
Die vielen positiven Rückmeldungen lassen für mich den Schluss zu, dass wir auch heuer wieder eine gelungene Konferenz hatten. Mit 480 Anmeldungen mussten wir bereits sechs Wochen vor der Veranstaltung unser Online-Portal schließen. Wir sind keine reine Beraterkonferenz. Zwanzig Prozent der Teilnehmenden sind Entscheider aus Unternehmen, die von uns Impulse für die strategische Ausrichtung ihrer Unternehmen erwarten.

Was waren die inhaltlichen Highlights? 
Mit dem Rahmenthema „Mobilität erleben“ war es uns wichtig, zu verdeutlichen, dass sich die Ansprüche an Mobilität verändern. Lange Zeit hat sich die Stadtentwicklung dem Primat des privaten PKW untergeordnet. Die Konzepte einer modernen Stadtentwicklung stellen den urbanen Raum als Lebensraum in den Mittel-punkt. In Europa gilt Paris als Vorzeigestadt modernen Denkens. Carlos Moreno, lehrt Urbanistik an der Sorbonne und propagiert das Konzept der „15-Minuten-Stadt“. Die Bereiche Wohnen, Arbeiten und Freizeit sollen in 15 Minuten erreichbar sein. Das setzt einen gut funktionierenden ÖPNV- und ein Radwegenetz voraus. Zukünftig werden wir nicht mehr zwischen "Individualverkehr, gleich PKW" und "Öffentlicher Verkehr, gleich Bus & Bahn" unterscheiden. Moderne Mobilität bedeutet ein geteiltes Mobilitätsökosystem. Autonom fahrende Vehicle, ein Zwischending zwischen Bus und Taxi wird das Mobilitätsangebot sinnvoll anreichern. Fahrkartenautomaten gehören dann ins Museum. Ein einheitlicher Tarif, unkompliziert via Mobile zu entrichten muss auch bei uns endlich Wirklichkeit werden. Mit einer Vielfalt an modernen Verkehrsmitteln wird der innerstädtische Individualverkehr mit dem Auto abnehmen. Weniger Absatz an Autos könnte die Folge sein. Die Automobilindustrie muss sich darauf einstellen.


Wie hat sich die Jahreskonferenz seit 2012 entwickelt? 
In den ersten Jahren war der Vormittag den insolvenzrechtlichen Themen und der Nachmittag den strategischen der Unternehmen gewidmet. Da habe ich dann gemerkt, dass die Insolvenzverwalter am Mittag durch waren und dann gegangen sind. Natürlich müssen wir über handwerkliche Lösungen mit StaRUG- und Insolvenzverfahren reden. Dafür gibt es aber etabliertere Formate, die von den Berufsträgern besucht werden. Unsere Themen sind im Wesentlichen an das Geschäftsmodell der Unternehmen ausgerichtet. Denn nur, wenn das stimmt, lohnt sich eine Sanierung. Andernfalls ist ein Schließen für eine vernünftige Marktbereinigung die bessere Alternative. Um das Geschäftsmodell beurteilen zu können, müssen die Marktentwicklungen bekannt sein und der Kundennutzen mit dem Wertangebot artikuliert werden.

 

Warum haben Sie die Themen Transformation & Turnaround gewählt? 
Mein grundsätzliches Credo heißt. „Restrukturierung ist eine permanente Managementaufgabe“. Das soll zum Ausdruck bringen, dass Restrukturierung kein Projekt ist, sondern eine grundlegende Haltung, ständig am und nicht nur im Unternehmen zu arbeiten. Das sollte neben den Eigentümern und dem Management auch die Belegschaft verinnerlichen. Transformation bedeutet grundsätzlicher Wandel, der technisch, ökonomisch und politisch vollzogen wird. Nebenbei bemerkt erkenne ich in der Automobilindustrie aktuell die viel zitierte Transformation noch nicht. Wir merken in Deutschland eine instabile Phase mit Unsicherheit der Verbraucher und einzelnen Insolvenzen der Zulieferer. Für das Unternehmen hat Transformation immer auch etwas mit dem richtigen Geschäftsmodell zu tun. Das wiederum steht im Zusammenhang mit den Megatrends und der Reaktion der Gesellschaft. Demzufolge ist das für uns wichtig, auf der Konferenz zu thematisieren. Und Turnaround ist dann das Tool-Set, um den Wandel einzuleiten.

Welche Themen beschäftigten die Teilnehmer darüber hinaus? 
Ich glaube sagen zu dürfen, dass es genau diese Art der Themen sind, welche viele der Teil-nehmenden zur langen Anreise motiviert. Wir bringen Themen, die den Entscheidungsträger zum Nachdenken anregen. Die beratende Zunft unterstützt den Veränderungsprozess im Unternehmen.
 

In diesem Jahr gab es zum ersten Mal das neue Format „Online Salon“. Wie wurde er angenommen und gibt es im nächsten Jahr eine Fortsetzung? 
Der Online Salon ist, genauso wie der Workshop der Kolleginnen der TMA-NOW als Vortagsprogramm gedacht. Als Online-Format wollten wir die gut 100 Teilnehmen-den auch an der „Idee Kufstein“ teilnehmen lassen, auch wenn sie aus welchen Gründen auch immer nicht nach Kufstein reisen konnten. Das Format werden wir auch im nächsten Jahr wieder fortsetzen.

Worauf legen Sie bei der Auswahl der Speaker wert? 
Grundsätzlich lade ich Gäste ein, die nicht die gesamte Veranstaltungssaison in der Restrukturierungs-Community als Vortragende angefragt werden. Ich lade gerne Speaker aus anderen Disziplinen ein. Auch gehe ich verstärkt auf die Suche nach den Jüngeren, die etwas zu sagen haben. Das der Anteil an Referentinnen sehr wichtig ist, war von Anfang an unser Ansinnen.
 

Wie wichtig ist für das Gelingen die Unterstützung durch Premiumpartner wie Angermann und Förderer? 
Unser Konzept einer Veranstaltungspartnerschaft ist, dass wir die Gestaltung des Vorabends ausschließlich den Sponsoren überlassen. Das wird auch tatkräftig genutzt, indem sie ihre Geschäftspartner an ihren Tisch einladen. Das ist etwa so wie in einer Businessbox auf dem Oktober-fest. Nur mit dem Unterschied, dass die Gäste nach dem Essen den Gastgeber wechseln können. Viele gute Gespräche kommen zustande. In jedem Jahr sind etwa 30% der Teilnehmenden noch nie bei uns gewesen. Das ist sehr viel, und das ist auch ein großer Verdienst unserer Partner. Unsere Idee wird in die Community und in die Unternehmen getragen.

Warum bietet das Symposium den perfekten Rahmen für ein effektives Networking? 
Uns ist wichtig, dass wir eine Fachtagung mit einem gewissen Unterhaltungswert in einem professionellen und stilvollen Ambiente gestalten. Berater, Interim Manager, Insolvenzverwalter und Unternehmer treffen aufeinander, um über die Geschäftsmodelle der Zukunft zu reden. Eine ganze Reihe an Verabredungen werden getroffen, um sich „Off the Record“ über einzelne Verfahren zu unterhalten.

Wann findet die Konferenz 2025 statt und mit welchen Schwerpunkten können wir rechnen? 
Kufstein 25 findet am 17. Oktober statt. Als Rahmenthema werden wir „Wo stehen wir?“ formulieren. Unsere Themen werden sein: 1. Die Welt im Umbruch und die Folgen für die Wirtschaft, 2. Was müsste drinstehen, in einem Sanierungsgutachten für Europa? 3. Ist KI und Robotik der Gamechanger? Gerne nehme ich die Herausforderung an, wieder interessante Gäste einzuladen, für unser Erlebnisevent in Kufstein - Die Unternehmenstagung für Transformation & Turnaround

 


Über das Symposium Restrukturierung

Das Internationale Symposium Restrukturierung ist die größte grenzüberschreitende Fachtagung für Transformation & Turnaround im deutschsprachigen Raum. Seit 2012 kommen jährlich im Oktober 400 Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik zusammen, um an unserem spannenden und charmanten Tagungserlebnis teilzunehmen. Das als Ausrichter fungierende Institut für grenzüberschreitende Restrukturierung wurde 2011 mit dem Ziel gegründet, eine interdisziplinäre Plattform für Erfahrungsaustausch, Weiterbildung sowie Networking zu entwickeln